Sandra, du bist ja bekannt dafür, dass du dich immer wieder sozial engagierst. Woher kommt nun dieser Eifer für den Verein MENTALE GESUNDHEIT Schweiz?
Traumatisierung,
ein Thema, das auch in Europa in der Seniorenbetreuung immer mehr an Bedeutung
zunimmt. Wir haben viele ältere Menschen mit traumatischem Hintergrund, die
richtig betreut werden müssen. Wusstest du, dass jeder 4. überlebende
Krebspatient an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet oder schon die
Diagnose einer unheilbaren Krankheit ein Trauma auslösen kann? Psychisch beeinträchtigt
oder traumatisiert werden kann auch, wer zusehen muss, wie anderen Leid
zugeführt wird. Zum Beispiel bei häuslicher Gewalt. Ebenso betroffen sind Opfer
von Umweltkatastrophen und Terror. Hast du dir schon vorgestellt, was unsere Feuerwehrleute,
Polizistinnen und Polizisten, Sanitäterinnen und Sanitäter bei ihren Kriseneinsätzen
alles zu sehen bekommen? Ein solcher Einsatz kann Spuren hinterlassen.
Es gibt Menschen, die werden von Geburt an mit einem Handicap geboren. Andere werden
durch einen schweren Unfall oder auf der Flucht derart körperlich verletzt, dass
sie eine Behinderung davontragen. Alle sie werden irgendeinmal ins Seniorenalter kommen und auch dann sollen sie die richtige Betreuung erhalten!
Um à jour zu
bleiben, habe ich mich deshalb seit 2007 in den USA und in der Schweiz in den Bereichen
Palliative Care, Grief Counseling, Trauma Care und Spiritual Care ausbilden
lassen. Meine CAS Arbeit zu Spiritual Care habe ich 2018 an der Uni Bern
geschrieben und die kleine Schweizer Studie dazu wurde im Mai 2019 am European
World Congress zu Palliative Care in Berlin vorgestellt. Bei meiner Abschlussarbeit
ging es um ein Wissen aus der Zusammenarbeit mit sterbenden Kriegssoldaten und
erklärte, was in der Pflege benötigt wird, wenn ein traumatisches Erlebnis zum
Beispiel in der Sterbebegleitung wieder zum Vorschein kommen kann. Ich habe mich
persönlich von Deborah Grassman ausbilden lassen. Sie selber hat über 10'000 sterbende
Kriegssoldaten betreut und ist in den USA im Bereich der Hospiz- und Sterbebegleitung
eine grosse Persönlichkeit.
Was hat das alles mit diesem Verein zu tun?
Im Alter
nimmt das Unterbewusstsein zu und das Bewusstsein ab. Dies kann zur Folge
haben, dass belastende Ereignisse jetzt wieder zum Vorschein kommen
können. Die Pflege muss entsprechend sensibilisiert und mit fachkundigem Wissen
gestärkt sein. Hinzu kommt, dass unsere Gesellschaft immer älter wird und wir daneben auch neue
attraktive Arbeitsmodelle brauchen - zum Beispiel für Senioren - die unser
Gesundheitssystem mit ihrer Unterstützung professionell entlasten können. Mit
dem Verein MENTALE GESUNDHEIT Schweiz kann ich mich unmittelbar für diese
Anliegen engagieren. In dieser Funktion ist Innovation und Vernetzung
gefragt – auf diese Herausforderung freue ich mich deshalb ganz
besonders!
Was sind deine Erwartungen und was ist dein Ziel?
Ich
wünsche mir, dass wir einen ersten Meilenstein in der Pflege legen können, für
die erwähnte Menschengruppen, welche unserem Verein am Herzen liegen. Also Menschen mit chronischen Krankheiten, Gebrechen,
Behinderung, Traumatisierung und psychischen Beeinträchtigungen.
Ihr habt ein Forschungsprojekt? Weshalb?
Ja, das stimmt. Mit unserem ersten Projekt möchten wir eine Möglichkeit aufzeigen, wie nebst einer neuen und effektiven Therapieform (für die erwähnte Menschengruppe, die unserem Verein am Herzen liegen), auch ein neuer und attraktiver Ansatz für die Freiwilligenarbeit geboten werden kann. Unterstützt wird die Studie unter anderem von Fachpersonen aus der Medizin, Pflege und Therapie, die sich ehrenamtlich dafür engagieren. Zusammen mit unserem Beirat erhoffen wir uns Gespräche mit grossen
und namhaften Organisationen, damit das Ganze erfolgreich umgesetzt werden kann. Ich bin deshalb sehr glücklich, dass wir mit
unserem Beirat Fachkräfte aus der Wirtschaft, Pflege-Forschung und Justiz gefunden haben, die die Philosophie des Vereins mittragen
und ihr Fachwissen mit uns teilen. Sie sind zudem bekannt
für ihre menschliche Art und Weise, wie sie ihre Anliegen vorantreiben. Gemeinsam
mit ihnen können wir unser Vereinsziel mit viel Know-How und Menschlichkeit erreichen!
Ein solches Projekt ist ja nicht ganz kostenlos, wie generiert ihr die Gelder dafür?
Natürlich, obschon wir die Kosten tief halten und viel Ehrenamt dahinterstecken wird, geht das auch bei uns nicht ganz ohne Hilfe Dritter. Für das erste Projekt haben wir einen vielversprechenden Partner gefunden und hoffen weitere dafür zu begeistern. Der Verein soll selbsttragend werden, indem er zum Beispiel Einnahmen von Weiterbildungen und Tagungen generiert.
Vielen Dank für dieses Interview, Sandra!
Danke dir Patrick!
Interview:
Patrick Brunner, Vereins-Mitglied Kt. Zug, Oktober 2019
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